22 Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 11. Der spanische Erbfolgekrieg.
Horaz (Satire), wie vermöge seiner ,,1’art poetique“ der französische Aristoteles.* Iii. Fabel und Erzählung: Lafontaine, Fenelon (sein „Telemach“ in usum Delphini geschrieben). Iv. Beredsamkeit und Geschichtsschreibung: Der Kanzelredner Bossuet Verfasser eines Werkes
über die Weltgeschichte. B. Architektur. Ausbildung des Rokokostiles im Anschluss an die Spätitaliener. C. Malerei. Nie. Poussin (historische Landschaft), Claude Lorrain (der Lothringer Gelee, Abend und Morgen in der Dresdener Galerie), Le Brun (Geschichtsmaler).
V. Ergebnis. Frankreich am Ende des 17. Jahrh, gross und glänzend, erste festländische Macht Europas. Ludwigs Hof Vorbild der meisten Fürstenhöfe (vergl. § 1). Einfluss Frankreichs auf Geschmack, Sitte und Anschauung der feineren Gesellschaftskreise.
1701
bis
§ 11. Der spanische Erbfolgekrieg.
1701 —1714.
1714 I. Stammtafel für die Erbfolgeberech-tigung.
Philipp Ii. von Spanien.
Philipp Iii.
Philipp Iv.
Maria Theresia, Gem. Ludwig Xiv. v. Frankreich.
Margareta Theresia, Karl Ii. Gem. Kaiser v. Spanien. Leopold I. f 1700.
I
Ludwig, Dauphin.
Ludwig, Philipp, Hzg. v. Hzg. v. Burgund. Anjou.
Maria Antonia, Gem. Kurfürst Max Emanuel v. Bayern.
I
Joseph Ferdinand, Kurprinz v. Bayern.
t l699-
Anna Maria, Gem. Ludwig Xiii. v. Frankreich.
]
Ludwig Xiv.
Maria Anna, Gem.
Kaiser Ferdinand Iii.
I
Kaiser Leopold, j>. Gem. Pfalzgräfin v. Pfalz-Neuburg.
Joseph (I.), Karl (Vi.).
t i?n-
* Alexandriner! Vgl. Fre-iligrath: „Das ist der Renser nicht, den Boileau gezäumet".
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Extrahierte Ortsnamen: Dresdener_Galerie Frankreich Europas Ludwigs_Hof Frankreichs Spanien Frankreich Spanien Burgund Bayern Bayern Frankreich Boileau
48 Preussische Monarchie. — § 16. Regierungsantritt Friedrichs d. Gr.
1730 bei Mannheim entflohen, wird er ergriffen und als Deserteur zu Köpenick vor ein Kriegsgericht gestellt. Dieses weigert sich, über einen königlichen Prinzen ein Urteil zu sprechen, verurteilt aber Lieutenant Katte, Friedrichs Genossen auf der Flucht, zu langjähriger Gefängnisstrafe. Änderung des Urteils durch den König selbst. Friedrich wird in das Gefängnis zu Küstrin geworfen, Katte enthauptet (Major v. Buddenbrocks Entschlossenheit wendet das Todesurteil von Friedrich ab). Auf günstige Berichte des Feldpredigers Müller Milderung der Haft. Die Arbeit bei der neumärkischen Kriegs- und Domänenkammer zu Küstrin, die ihm jetzt übertragen wird, lehrt Friedrich das Verwaltungswesen gründlicher kennen. Durch Besichtigung der benachbarten Güter gewinnt er Anschauung von der Betreibung der Landwirtschaft. Zur Vermählung seiner Schwester Wilhelmine mit dem Erbprinzen von Bayreuth nach Berlin beschieden, erlangt er Verzeihung. Nach seiner (vom Vater gewünschten) Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern wird er Oberst eines Regiments zu Ruppin, Der Vater schenkt ihm das benachbarte Rheinsberg, wo er sich ein Schloss bauen lässt. Zeit glücklicher Müsse, aber auch ernster Studien (Kriegskunde, Philosophie). Sein Aufenthalt im Heerlager Prinz Eugens 1734. S. § -i5, V. 3. Briefwechsel mit berühmten Zeitgenossen, wie Voltairel Erste litterarische Arbeiten. Sein „Antimacchiaveil“, gegen den Kardina. Fleury , den französischen Ministerpräsidenten, gerichtet, ein Fürstenspiegel! Nach und nach vollständige Aussöhnung mit seinem Vater, der den Sohn immer mehr schätzen lernt.]
Ii. Zeitumstände, i) Grosser Länderzuwachs Österreichs unter Kaiser Karl Vi. (1711 —- 1740). a) Vom spanischen Erbe: Belgien, Neapel, (Sardinien) Sizilien, (§ 11, X. 2). b) Ein 1716— 1718 in Gemeinschaft mit Venedig* geführter Türkenkrieg bringt durch die Siege Prinz Eugens (1716 Peterwar dein, 17 17 Belgrad) das Banat, Kroatien, das nördliche Serbien mit Belgrad und die Walachei hinzu (Friede zu Passarowitz), Länder, die freilich in einem später in Gemeinschaft mit Russland unternommenen Türkenkriege (1736 — 1739) bis auf das Banat wieder preisgegeben werden.
2) Für den grossen Länderbesitz kein männlicher Erbe! Um den Besitzstand ungeteilt zu erhalten, bestimmt Karl Vi. durch ein Hausgesetz, die sogenannte pragmatische Sanktion, dass nach seinem Tode seine Tochter Maria Theresia ihm als Erbin der Gesamtmonarchie folgen solle, und sucht die Mächte für Anerkennung dieser Sanktion zu gewinnen. (Die Töchter Josephs I., vermählt, die eine mit dem Kurprinzen von Sachsen, die andere mit dem von Bayern, verzichten auf Erbansprüche.) Daher Nachgiebigkeit des Kaisers in den meisten politischen Fragen. (So in der pol-
1715 hatte Venedig Morea an die Türken verloren. Im Frieden von Passarowitz erhält ts dafür Ersatz in Albanien und Dalmatien.
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50 Preussische Monarchie. — § 17. Der erste schlesische Krieg.
§ 17. Der erste schlesische Krieg.
1740—1742.
I. Stellung Österreichs. Hinterlassenschaft Karls Vi., ein durch den Türkenkrieg (§ 16, Ii, 1) erschöpfter Staatsschatz und ein geschwächtes Heer. Die leitenden Staatsmänner alt und unfähig. Das Volk von Adel und Geistlichkeit in Bevormundung gehalten und durch Teuerung gedrückt. Und nun Feinde ringsum! Bayern, das die pragmatische Sanktion nicht anerkennt (§ 16, Ii, 2), erhebt Anspruch auf österreichische Erbländer (Karl Albert, Gemahl einer Tochter Kaiser Josephs I., beruft sich als Abkömmling einer Tochter Kaiser Ferdinands I. auf dessen Testament, das beim Aussterben der männlichen Linie der Habsburger den Abkömmlingen der weiblichen die Erbfolge zugesagt haben sollte). Frankreich ist bereit, dessen Anspruch zu unterstützen. Bei Friedrichs Angriff erscheint der Zerfall der österreichischen Erbmonarchie unvermeidlich.
Maria Theresia nimmt ihren Gemahl zum Mitregenten an und ist selbst rastlos für Besserung der Zustände thätig, kann aber bei dem Mangel an Heer und Schatz ihre Rechte nicht mit Nachdruck verteidigen.
Ii. Der Krieg, i) Friedrich rückt von Krossen aus in Schlesien ein. Freudige Aufnahme des evangelischen Königs seitens der von Österreichs Druck * aufatmenden Protestanten. Breslau bleibt neutral; Neisse und Brieg werden umschlossen; Schlesien ist fast ohne Schwertstreich in die Gewalt Friedrichs gelangt. Erneute Anerbietungen zur Unterstützung bei Verteidigung der pragmatischen Sanktion werden von Maria Theresia abgelehnt. 1741 rückt ihr Feldherr Feldmarschall Neipperg in Schlesien ein.
t April 1741. Sieg Friedrichs bei Mollwitz (1 Meile westlich von Brieg).
[Die österreichischen Reiter bringen Friedrichs rechten Flügel ins Wanken. Der König, selbst in Gefahr, wird durch seine Generale bewogen, das Schlachtfeld zu verlassen. Das Fussvolk unter Schwerin hält unerschüttert stand. Dem unausgesetzten Gewehrfeuer (Schulung des alten Dessauers) müssen die Österreicher weichen.]
Brieg, Glogau, Breslau fallen in Friedrichs Hand
2) Sein’ Kriegsglück ermutigt die Gegner der pragmatischen Sanktion zum Angriff auf die österreichischen Erbländer
* Bei der Gegenreformation waren die Bauern durch die Lichtensteiner Dragoner („die Seligmacher“) in die Messe gehetzt worden.
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Frankreich Schlesien Breslau Neisse Brieg Friedrichs Schlesien Friedrichs Brieg Schwerin Brieg Glogau Breslau Friedrichs
Preussische Monarchie. — § 18. Der österreichische Erbfolgekrieg. 51
{den österreichischen Erbfolgekrieg s. § 18). Da England und Russland eine drohende Haltung einnehmen, schliesst Friedrich mit Frankreich (trotz Abneigung) ein Bündnis. Gegen Verzichtleistung auf Berg wird ihm der Besitz Niederschlesiens von dem Verbündeten zugesichert.
Maria Theresia, so bedrängt, schliesst Waffenruhe mit Friedrich (Friedrich lässt sich in Niederschlesien huldigen).
3) Das sich zu Gunsten Maria Theresias wendende Kriegsglück (§ 18, Ii.) bringt Friedrich neue Gefahr. Einem österreichischen Einfall in Schlesien kommt Friedrich durch Einrücken in Böhmen zuvor, wo ihm Karl v. Lothringen, der Schwager Maria Theresias, bereits schlagfertig gegenübertritt.
Mai 1742. Sieg Friedrichs bei Chotusitz (unfern Mai 1742 Czaslau, s.-ö. von Kollin).
[Die von Friedrich ausgebildete neue Reiterei bewährt sich, ebenso wie schon früher das Fussvolk. Persönliches Eingreifen des Königs. Besetzung einer günstig gelegenen Höhe; Wirkung der dort aufgestellten Geschütze.]
Iii. Der (Präliminar-) Friede zu Breslau,
dem der von Berlin folgt, sichert Friedrich den Besitz von Nieder- und Oberschlesien sowie der böhmischen Grafschaft Glatz. Preussen wird dadurch um 640 □ Meilen vergrössert.
[Verstimmung der Verbündeten. Ursprung des Wortes', ,,travailler pour le roi de Prusse“.]
§ 18. Der österreichische Erbfolgekrieg.
1741 — 1748. _ I74i
I. Österreichs Nöte. Nach Friedrichs Sieg bei Mollwitz Auftreten sämtlicher Feinde Österreichs (§ 17, Ii). 174 Zur Unterstützung der Ansprüche Karl Alberts "schliesst Spanien (zu Nymphenburg, einem Lustschloss bei München) ein Bündnis mit Bayern, zu dem auch Sachsen in Hoffnung auf Landerwerb später hinzutritt. Friedrichs Bund mit Frankreich s. § 17, Ii, 2. Für Maria Theresia nur England -Hannover (Georg Ii., Friedrichs Oheim), das in einen Seekrieg (Südamerika) mit Spanien verwickelt ist, Russland und Holland, die jedoch zunächst'-nicht thätig eingreifen.
Ein französisches Heer rückt gegen Hannover und hindert dies am Eingreifen, ein anderes führt den Kurfürsten Karl Albert nach Österreich, wo er sich als Erzherzog,
P~_________________
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Extrahierte Ortsnamen: England Russland Frankreich Niederschlesiens Niederschlesien Lothringen Friedrichs Breslau Berlin Nieder- Oberschlesien Friedrichs Spanien Nymphenburg Sachsen Friedrichs Frankreich England Friedrichs_Oheim Spanien Russland Holland
Preussische Monarchie. — § 19. Der zweite schlesische Krieg.
aber 1745. Sein Sohn Maximilian Joseph schliesst zu Füssen Frieden mit Maria Theresia und giebt bei der Kaiserwahl deren Gemahl seine Kurstimme. Franz I. (auch von Friedrich nach dem Friedensschluss von Dresden anerkannt, s. § iq, V.) Kaiser 1745 — 1765.
Iv. Fortsetzung des Krieges im Ausland.
1) Die Franzosen setzen den Kampf in Belgien fort. Ihr Sieg bei Fontenai unter dem Marschall von Sachsen (unechtem Sohne Augusts des Starken) bringt die österreichischen Niederlande fast ganz in ihre Hand. 2) Weniger Glück haben sie im Seekrieg, der sich bis nach Nord-Amerika und Ost- Indien hinzieht und von den Engländern erfolgreich geführt wird. 3) Eine Erhebung der Jakobiten in England und Schottland, die von Frankreich gegen Georg Ii. angestiftet und unterstützt wird, hat anfangs für den stuartschen Prätendenten Karl Eduard glücklichen Fortgang; dessen Niederlage durch den Herzog von Cumberland beseitigt die Gefahr für das Haus Hannover. 4) In Italien hat der von Spanien und Frankreich gemeinschaftlich geführte Krieg nur vorübergehende Erfolge und dient mehr der spanischen Hauspolitik (vgl. § 11, Xii. und S. 52 Anm.) als französischen Eroberungsgelüsten.
V. Der Friede zu Aachen, 1748. a) Die Mächte erkennen in Deutschland die pragmatische Sanktion, die Kaiserwürde Franz’ I. und den preussischen Besitz Schlesiens an. b) In Italien erhält der spanische Infant Don Philipp das Herzogtum Parma mit Piacenza und Guastalla, Sardinien Teile von Mailand, c) Frankreich giebt die österreichischen Niederlande heraus und verbannt Karl Stuart, erhält aber alle auswärtigen Besitzungen zurück, d) Grossbritannien vergrössert zwar nicht seinen Besitz-stand, geht aber als unbestrittene Herrscherin zur See aus dem Kriege hervor.
§ 19. Der zweite schlesische Krieg.
1744 —1745
I. Vorbereitung. Friedrich sammelt im Frieden einen reichlichen Barschatz, vergrössert seinen Landbesitz durch Erwerb von Ostfriesland (1744 stirbt Karl Edzard, der letzte Fürst aus dem Hause Cirksena. Die brandenburgische Erbfolge schon durch Kaiser Leopold I. zugesichert, durch
1748
1744
bis
1745
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Preussische Monarchie. — § 20. Der siebenjährige Krieg.
55
25. Dezember 1745. Friede zu Dresden mit Österreich und Sachsen. Bestätigung des Berliner Friedens, Anerkennung Franz’ I. als Kaiser durch Friedrich (Vgl. § 18, Iii., 2).
Vi. Ergebnis. Das habsburgische Kaisertum ist noch einmal im Reich befestigt. Friedrich giebt seine Reichspolitik auf. Preussens und des Reiches Interessen gehen fortan weit auseinander. Jetzt zwei ebenbürtige Mächte im Reiche neben einander: Preussen und Österreich. „Die Frage der deutschen Zukunft war gestellt“ (Treitschke). Friedrich wird im Munde des Volkes ,,der Grosse“ genannt.
§ 20. Der siebenjährige (dritte schlesische) Krieg.
1756—1763. 1756
. . , bis
I. Die Friedenszeit. F riedrich benutzt die 11 ihm 1763 gegönnten Friedensjahre zu durchgreifenden Neuordnungen.
(S. § 22.) Zugleich füllt er den erschöpften Staatsschatz wieder und stärkt seine Wehrkraft. Maria Theresia folgt seinem Beispiel. Die durch ihre persönliche Thätigkeit und durch die ihrer Mitarbeiter (die Grafen Haugwitz und Kaunitz) herbeigeführten Reformen schaffen aus Österreich einen viel gefährlicheren Gegner als es das frühere Österreich war.
Die Wiedererlangung Schlesiens, dessen Verlust Maria Theresia noch immer nicht verschmerzen kann, und die Niederhaltung des aufstrebenden Preussen sind die Ziele ihrer auswärtigen Politik, für die insbesondere Graf Kaunitz* eifrig wirkt.
Ii. Der Mächtebund gegen Friedrich. 1)Schon 1746 Bund Österreichs mit Russland. Die Beziehungen Russlands zu Preussen lockern sich und werden 1750 ganz abgebrochen. (Hass der Zarin Elisabeth, der Tochter Peters des Grossen, und ihres Kanzlers Bestuschew gegen Friedrich wegen dessen Spöttereien über sie). 2) Sachsen-Polen tritt im Geheimen dem Bunde bei. 3) Graf Kaunitz’ eifrigstes Bestreben, Frankreich auf Österreichs Seite zu ziehen, hat nach Wiederausbruch des Seekrieges zwischen Frankreich und England (1756) Erfolg.
[In Frankreich unter der Regentschaft Philipps v. Orleans (§ Ii, Xi) Sittenlosigkeit am Hofe (die roues), die unter der selbständigen Regierung Ludwigs Xv. zunimmt. Die Marquise Pompadour allmächtig.]
Absichten Frankreichs auf Hannover. — Georg Ii. von
* Auch wegen eigener Ansprüche auf Ostfriesland Friedrichs Feind.
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Extrahierte Ortsnamen: Dresden Sachsen Schlesiens Russland Frankreich Frankreich England Frankreich Frankreichs Hannover Ostfriesland_Friedrichs
62 Preussische Monarchie. — § 21. Aufklärung und Fürstenhöfe.
c) Letzte Siege, i) Friedrich bewegt Czernitscheff, seine Abberufung drei Tage lang zu verheimlichen.
2i. Juli. Sieg Friedrichs bei Burkersdorf (unweit Schweidnitz) über Daun, der sich durch die Anwesenheit der Russen über Friedrichs Stärke täuschen lässt.
2) 2q. Oktober. Sieg des Prinzen Heinrich bei Freiberg in Sachsen über Österreicher und Reichstruppen.
Allgemeine Erschöpfung. Maria Theresia, nach Verlust des russischen Bundesgenossen auch noch durch Abschluss eines Präliminarfriedens zwischen Frankreich und England des französischen beraubt, muss endlich der allgemeinen Friedensstimmung nachgeben.
V. Der Friede, i) Zu Hubertusburg (sächsisches Jagdschloss bei Grimma) zwischen Österreich und Preussen: Friedrich bleibt im Besitz von Schlesien und der Grafschaft Glatz und verspricht, bei der römischen Königswahl seine Kurstimme Joseph, dem Sohne Maria Theresias, zu geben.
2) Zu Paris (nach längerem, für Frankreich meist unglücklichem See- und Landkriege in den Kolonien) zwischen England, Frankreich und Spanien: Frankreich tritt
Canada, das westliche Louisiana, Senegambien ab, Spanien Florida, das durch den Rest von Louisiana entschädigt wird. England giebt wichtige Eroberungen von spanischen Inseln (Havanna) heraus, doch wächst seine Kolonialmacht durch die neuen Eroberungen bedeutend.
§ 21. Die „Aufklärung“ und die Fürstenhöfe.
I. Die Aufklärung. Durchbruch einer freieren Weltanschauung: 1) In England. Baco von Verulam (Zeit der
Elisabeth und Jakobs I.) geht, im Gegensatz zu den Philosophen, die ihr Denken auf das Übersinnliche richteten, von der Erkenntnis der Natur als der Mutter aller Wissenschaften aus und hebt die Wichtigkeit der Erfahrung und des Experiments zur Erkenntnis der wahren Beschaffenheit der Dinge hervor. Die grossen Entdeckungen der Naturforscher Kepler und Galilei (Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrh.), sowie Newtons (Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrh.) über die im Weltall herrschenden Gesetze lenken das Denken zu weiterer Verfolgung dieser Bahnen. Der Philosoph Locke untersucht den menschlichen Geist nach naturwissenschaft-
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88 Französische Revolution. —
28. Die gesetzgebende Versammlung.
§ 28. Die gesetzgebende Versammlung.
1. Oktober 1791 bis 21. September 1792.
I. Parteien. Neuwahl für die am 1. Oktober 1791 zusammentretende „gesetzgebende Versammlung“ unter Ausschluss der früheren Abgeordneten. Feuillants die Rechte, Jakobiner die Linke. Diese geschieden in die gemässigtere „Ebene“ und die Radikalpartei, den „Berg“ (von den erhöhten Sitzen der Abgeordneten so genannt).
[Zu der „Ebene“ gehörig die „Girondisten“ (vorwiegend durch Mit-
glieder aus dem südlichen Frankreich, insbesondere dem Departement der Gironde, gebildet), die bald durch die Begabung ihrer Redner (Vergniaud, Brissot, Guadet, Gensonne, Roland, Barb aroux u. a.) ein Übergewicht über die anderen Parteien erringen. Ihr Ideal die altrömische Republik, in der sie eine Verwirklichung der treibenden Gedanken des Zeitalters erblicken. Der Verkehr in Zirkeln geistvoller Damen (Madame Roland u. a.) nicht selten ausschlaggebend für ihr politisches Verhalten.
Der „Berg“, gänzlich unter dem Einfluss des Jakobinerklubs, in dem
die äusserste Radikalpartei (Robespierre, Marat u. a.) immer mehr die Oberhand gewinnt und allen „Aristokraten“ und Besitzenden den Krieg erklärt. Auch der Gemeinderat aus Jakobinern bestehend (Betion Maire; Mitglieder Danton, Robespierre u. a.). Der Pöbel der Hauptstadt, zu dessen Unterstützung auch der von Marseille herbeigezogen wird (vorgeblich zur Feier des Bastillensturmes), übt Druck auf die Beschlüsse (die „Marseillaise“ von Rouget de l’Isle). Die „Jakobinermütze“ Parteizeichen.]
Ii. Verhandlungen. Die Kämpfe richten sich: 1) Gegen die eidverweigernden Priester, welche ihren Einfluss auf das Volk zu gunsten einer Herstellung der alten Zustände benutzen. Gegen den Beschluss, sie mit Verlust ihrer Pension und im Falle des Versuchs einer Volksaufwiegelung mit Haft zu bestrafen, legt der König sein Veto ein.
2) Gegen die Emigranten, welche auf schwelgerischen Festen ihre Feindschaft gegen die neuen Zustände kundgeben und die auswärtigen Mächte zu einem Generalstreich aufstacheln. Kaiser Leopold Ii., Bruder der Königin Marie Antoinette (auch Josephs Ii.), obwohl friedliebend,* reizt durch Truppenanhäufung in Belgien den Argwohn und durch eine an die Nationalversammlung gerichtete Note*'*' die Empfindlichkeit der leicht erregbaren Nation. Krieg in Sicht!
* Die Zusammenkunft mit Friedrich Wilhelm Ii. in Pillnitz bei Dresden führt zwar zu einem Verteidigungs-, nicht aber zu einem Kriegsbund.
** Er fordert Einstellung der Rüstungen an den Grenzen, B reiheit und Unverletzlichkeit der Königsfamilie, Aufrechterhaltung der monarchischen Regierungsform u. a. Die Girondisten erheben Kriegsgeschrei. Vgl. die Vorgänge von 1870.
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Extrahierte Personennamen: 88_Französische Roland Roland Danton Leopold_Ii Leopold Marie_Antoinette Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Marseille Bastillensturmes Josephs Belgien Pillnitz Dresden
24 Zeitalter Ludwigs Xiv. — § ii. Der spanische Erbfolgekrieg.
noch ein Werk Wilhelms Iii., der 1702 stirbt. Die Königin Anna bleibt bis 1710 der von ihrem Schwager eingeschlagenen Politik treu. Von deutschen Reichsfürsten tritt Friedrich Iii. von Brandenburg, dessen Königswürde in Preussen anerkannt wird (s. § 14, Iv) auf die Seite des Kaisers (Hannover und Sachsen durch den Nordischen Krieg beschäftigt, s. § 12, Ii D 2). 1702 wird auch das Deutsche Reich, 1703 Portugal und Savoyen für dessen Sache gewonnen. 2) Für Ludwig Xiv. treten die deutschen Reichsfürsten Max Emanuel von Bayern und sein Bruder Joseph Clemens von Köln, anfangs auch Savoyen ein *
Bedeutendste Feldherrn auf seiten des Kaisers Prinz Eugen (s. o. §9, Iii), der Engländer Marlborough (John Churchill tritt von Jacob Ii., dessen Page er schon gewesen war, zu Wilhelm über, wird von diesem wegen seiner militärischen und politischen Verdienste zum Grafen und später zum Herzog von Marlborough erhoben. Als Haupt der Whigs von grossem Einfluss, wirkt er auch durch seine Gemahlin bestimmend auf die Königin Anna ein), auf seiten Ludwigs Vendöme.
Vi. Übergewicht des Kaisers. Waffenerfolge des Kaisers in Deutschland und allen spanischen Nebenlanden, a) In Deutschland. 1703 wird dem Kurfürsten von Köln Bonn durch Marlborough genommen. Zwar kann die Vereinigung eines französischen und des kurbayerischen Heeres auf deutschem Boden durch den Reichsfeldmarschall Ludwig von Baden nicht verhindert werden, doch wird die Absicht Max Emanuels von Bayern, unterstützt von einem aus Italien heranziehenden französischen Heere, sich Tirols zu bemächtigen, durch die Erhebung des kaisertreuen Landvolkes vereitelt.
1704 werden Bayern und Franzosen durch Ludwig von Baden, dem Marlborough von den Niederlanden aus. zu 1704 Hilfe eilt, am Schellenberg bei Donauwörth besiegt und bald darauf bei Höchstädt (an der Donau zwischen Ulm und Donauwörth) durch Prinz Eugen (unter ihm Brandenburger) und Marlborough entscheidend geschlagen. Die Franzosen weichen über den Rhein zurück, Bayern wird erobert, Max Emanuel (ebenso wie sein Bruder Joseph Clemens von Köln) muss sein Land verlassen.
b) In Italien. Prinz Eugen hält nach einer Überschrei-
* Victor Amadeus Ii. durch Abstammung von einer Schwester Philipps Iii. dem spanischen Königshause verwandt.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Wilhelms Anna Friedrich_Iii Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Max_Emanuel_von_Bayern Max Joseph_Clemens_von_Köln Eugen_( Eugen Engländer_Marlborough John_Churchill Jacob_Ii Wilhelm Marlborough Ludwigs_Vendöme Ludwigs Marlborough Ludwig_von_Baden Ludwig Max_Emanuels_von_Bayern Max Ludwig_von_Baden Ludwig Marlborough Schellenberg Eugen_( Eugen Marlborough Max_Emanuel_( Max Joseph_Clemens_von_Köln Eugen Eugen Victor_Amadeus Philipps Philipps
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Zeitalter Ludwigs Xiv. — § ii. Der spanische Erbfolgekrieg. 25
tung der Alpen auf unwegsamen Pfaden den vordringenden Franzosen eine Zeitlang die Wage, tritt aber erst nach dem Übertritt des Herzogs von Savoyen zu den Verbündeten erfolgreich hier wieder in den Kampf ein. Sein Sieg bei Turin (Leopold von Dessau mit seinen Brandenburgern) 1706 befreit 1706 den Herzog von der französischen Bedrän-gung. Nach der Einnahme Neapels (1707) ist Italien für die Sache des Kaisers gesichert.
c) In den Niederlanden gewinnt Marlborough 1706 (durch den Sieg bei Ramillies) das Land für Karl Iii. und behauptet es mit Unterstützung Eugens (1708 Schlacht bei Oudenarde). Der Sieg bei Malplaquet und die Eroberung von Mo ns sichert es 1709 dem Kaisersohne. 1709
Vii. Misserfolg des Kaisers. In Spanien fasst Philipp V, in Kastilien Fuss, wo Karl Iii. erst nach Anschluss Portugals an die Verbündeten 1704 ihm entgegentritt. Die Engländer nehmen 1704 Gibraltar, die Katalonier erheben sich in Stammeshass gegen die kastiiische Herrschaft; nach der Eroberung Barcelonas (1706) ist der Osten Spaniens für Karl gewonnen, auch Kastilien vorübergehend in seine Gewalt gekommen. Hier vermag er sich jedoch, trotz mehrerer Siege, zumal bei der Anhänglichkeit der Kastilianer an Philipp, nicht zu halten. Philipp, mehrmals vertrieben, kehrt immer wieder nach Madrid zurück. Karl, immer weiter zurückgedrängt, ist 1710 nur auf einige Küstenplätze im Osten beschränkt.
Viii. Nächstes Ergebnis. Ludwig, gänzlich erschöpft (auch durch Hungersnot), bietet trotz der Erfolge in der Pyrenäenhalbinsel die Hand zum Frieden und ist sogar geneigt, seinen Enkel fallen zu lassen. Die unerfüllbare Forderung der Verbündeten, selbst an der Vertreibung seines Enkels aus Spanien mitzuwirken, hält ihn beim Kriege fest.
Ix. Wendung, i) Die Königin Anna, mit der Lady Marlborough zerfallen, entsetzt infolge einer Hofkabale deren Gemahl seiner Würden und umgiebt sich mit einem Toryministerium (von Scribe für sein Drama ,,le verre d eau“ benutzt). Bolingbroke 1710 zum Minister erhoben, leitet Friedensunterhandlungen ein. 2) Dem Kaiser Leopold war 1706 Joseph I. gefolgt. Nach dessen Tode gelangt der spanische Thronbewerber Karl (als Kaiser Karl Vi.) 17 11 auf den deutschen Kaiserthron. Die Vereinigung der spanischen Königs- mit der deutschen Kaiserkrone gegen das Interesse
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